Klappe, die zweite: Mit Checker-Tobi in der Loge


Zwei Jahre ist unser letztes Interview mit Tobi nun schon her - also höchste Zeit, mal wieder zu checken, wie es ihm bei der Berlinale geht. Nach der Morgenvorstellung zu As Duas Irenes setzen Sarah und ich uns auf einen Kaffee in der Zoologe in die gleiche Ecke wie vor zwei Jahren und quatschen eine Runde mit dem beliebten Checker von Kika, der seit vier Jahren die Berlinale Generation moderiert.

Freie Generation Reporter: Wie hast du das Publikumsgespräch eben empfunden? War es ein typisches oder ist dir etwas Besonderes aufgefallen?
Tobi: Es war ein Highlight! Deshalb habe ich auch das Q&A so lange laufen lassen. Irgendwann wird es immer ein bisschen unruhig, das ist ja auch verständlich — aber gerade eben gab es so tolle Fragen und ich habe gemerkt, dass Fabio (der Regisseur) das besonders toll fand und die Mädels auch, das hat richtig Spaß gemacht.
Es gab natürliche viele Fragen, „Wie war das Knutschen“, „Wie war es, nackt zu sein“, die ein bisschen pubertär waren. Man hat echt gemerkt, dass das ganze Publikum ein bisschen in die beiden Mädels verknallt war.

fGR: Wie sieht denn mittlerweile dein Berlinale-Alltag aus?
Tobi: Wie die letzten Jahre. Ich bin hier mit Lars im Zoo, pro Tag gibt es zwei Vorstellungen, nämlich 9.30 Uhr und 15.30 Uhr. Gegen Acht/Halb Neun sind wir hier, bereiten den Saal vor, gucken, dass der Rote Teppich frei ist, begrüßen das Filmteam, sorgen dafür, dass sie sich wohlfühlen. Dann bringe ich sie in den Saal - Anmoderation, Film, Abmoderation, Q&A, dann sind sie wieder weg. Anschließend bereitet man für das nächste Team vor und hat zwei solche Dinger am Tag. Am Abend ist man fertig und es geht wieder vorne los.

fGR: Kommst du abends zum Filmegucken?
Tobi: Das schaffe ich eher selten. Bisher habe ich nur einen weiteren Film aus dem Wettbewerb geguckt. Ansonsten bin ich abends damit beschäftigt, Freunde zu treffen oder auf Empfänge zu gehen, weil ich ja in Doppelfunktion hier bin. Erstens vertrete ich die Generation und freue mich auch immer, wenn man das Filmteam auf diesen Empfängen noch einmal trifft und zeigen kann, dass man sich freut, dass sie hier sind. Und zum anderen lebe ich ja nun nicht mehr in Berlin und habe hier tausend Freunde, die ich treffen muss. Dementsprechend versuche ich meine Abende und Mittagspausen zu gestalten.

fGR: Wie viel Kontakt hast du generell zu den Filmteams?
Tobi: Man trifft sich auf dem Roten Teppich zum ersten Mal. Beim Generation-Empfang kann man sie aber außerhalb davon nochmal treffen, das ist total toll. Ansonsten bin ich abends manchmal im HKW und treffe die anderen aus dem Generationsteam, um mich ein bisschen mit ihnen auszutauschen. Teilweise trifft man da auch ein Team, das wir gerade erst bei uns hatten.
Ich freue mich aber auch immer auf die beiden Preisverleihungen, weil da alle nochmal anwesend sind und man in der kurzen Zeit schon eine so gute Bindung zu denen aufgebaut hat.

fGR:
Wie sieht deine Berlinale-Vorbereitung aus? Reist du schon früher an, kannst du die Filme schon vorher sehen?
Tobi: Die Filme kann ich aus München streamen, da gibt es eine Plattform von der Berlinale für alle Beteiligten, die es nicht zu den Pressevorführungen schaffen. Das ist zwar praktisch, aber dadurch sehe ich sie auch nie auf der großen Leinwand.

fGR: Also gehst du während der Vorstellung hier auch aus dem Saal?
Tobi: Ich gucke schon große Teile des Screenings, muss aber währenddessen auch andere Sachen machen oder vorbereiten und verlasse in der Zeit den Saal. Aber ich habe die Filme alle vollständig geguckt, auch die, die nicht hier im Zoo laufen, damit ich bei der Preisverleihung wirklich Bescheid weiß. Donnerstags reise ich letztendlich an, bereite mit Maryanne die Eröffnung vor und am Freitag geht es auch schon los.

fGR: Wann genau geht deine Vorbereitung los?
Tobi: Anfang Dezember. Da sind etwa fünf Filme schon bekannt. Die sortieren das auch so, das man wirklich nur die Filme bekommt, die am Ende definitiv laufen werden. Am Anfang sind das eben noch nicht so viele, aber dann kommen immer neue Stapel dazu und es läppert sich.
fGR: Es ist ja auch ganz praktisch, dass du etwas mehr Zeit für die Filme hast und die nicht wie wir innerhalb von zehn Tagen alle gucken musst.
Tobi: Auf jeden Fall! Schafft ihr das denn überhaupt? Guckt ihr alles?

Nachdem wir uns etwas über die Festival-Hektik ausgetauscht haben, stellen wir unsere nächste Frage.

fGR: Hast du schon einen Favoriten? Oder darfst du das gar nicht sagen?
Tobi: Ne, meinen Favoriten mag ich nicht sagen. Aber es gab auf jeden Fall ein paar Highlights mit den Filmteams hier. Da war auf jeden Fall jetzt gerade As Duas Irenes und so etwas wie Richard the Stork natürlich auch, weil das ganze Team da war und so viele Kinder, die das richtig gefeiert haben. Aber ich habe jetzt keinen Favoriten, den ich namentlich nennen würde - nie im Leben!

fGR: Wie sehr beeinflusst es dich, das Filmteam kennenzulernen? Magst du den Film danach mehr?
Tobi: Natürlich bedingt sich das irgendwie, aber eigentlich versucht man, das zu trennen. Ich bewundere sehr, wie Maryanne das macht. Es ist immer ein rundes Programm und ich habe nie den Eindruck, dass sie an irgendetwas vorbeikuratiert hat. Insofern gibt es wenig, von dem ich vorher sage: „Das gefällt mir nicht so gut“. Das Meiste trifft zumindest meinen Geschmack und wenn dann auch noch das Filmteam nett ist - und von den 11 Vorstellungen (gefühlt waren es 16), die wir bisher hier hatten, waren wirklich alle nett - unterstützt das den Film nochmal, den ich vielleicht sowieso schon gut fand. Andersherum ist es mir aber in den letzten Jahren noch nie gegangen.

fGR: Sind dir in diesen letzten Jahren Trends aufgefallen? Zum Beispiel vom Publikumsverhalten her?
Tobi: Was sich bei der Generation immer abzeichnet - und das scheint Filmemacher auf der ganzen Welt nach wie vor zu bewegen - ist, dass Kinder durch irgendwelche äußeren Einflüsse bedingt auf sich allein gestellt sind und sich irgendwie durchbringen müssen. Das habt ihr ja bestimmt auch schon gemerkt bei den ganzen Filmen.
fGR: Ja, vor allem dieses Jahr scheint die Eltern-Kind-Beziehung in diversen Filmen im Mittelpunkt zu stehen.
Tobi: Genau. Gleich drei chinesische Filme beschäftigen sich dieses Jahr mit dem Phänomen, dass Kinder getrennt von ihren Eltern aufwachsen. Wie ich das bei den Publikumsgesprächen mitbekommen habe, gibt es dieses Problem seit 20-30 Jahren. Aber dieses Jahr war dieses Thema so präsent.
Ansonsten keine wirklichen Trends, aber ich finde, man erkennt sofort, wenn ein Debütfilm aus dem südamerikanischen Bereich kommt; ganz oft ein bisschen elegischer, ruhiger erzählt ist, viele Auslassungen hat. Oder ob der eher aus Osteuropa kommt, die gerne auf die Sch***e hauen und einmal alles abfackeln, was geht. Das ist eben eine ganz andere Erzählart. Oder die deutschen Filme, die - vielleicht weil ich in Deutschland lebe - ein bisschen heimatlicher daherkommen. Man erkennt also eher lokale Verschiedenheiten als inhaltliche Trends.

Eine Weile unterhalten wir uns über unsere liebsten Herkunftsländer von Berlinalefilmen und unsere Meinungen zum diesjährigen Programm.

fGR:
Wie ist das für dich, wenn die Kinder aus dem Publikum mehr Interesse an dir als Checker-Tobi als am Filmteam haben? Das hat sich ja in den letzten Jahren deutlich verstärkt.
Tobi: Ehrlich gesagt: doof. Ich sage dann immer „das ist ganz lieb, aber es geht eben gerade nicht um mich“. Die Sendung läuft nun wieder ein Jahr länger, das heißt, mehr Leute haben sie gesehen. Und bei Kindern ist das ja so, wenn Autogrammstunde ist und irgendjemand sagt: „Das ist doch Checker-Tobi, ich will ein Autogramm haben“, stehen da auf einmal fünf Leute mehr, von denen zwei die Sendung nicht einmal gesehen haben. Die wollen aber trotzdem ein Autogramm von irgendwem. Ich versuche, mich da herauszuhalten.

fGR: Gibt es Sachen, die dich am Publikum manchmal richtig aufregen?
Tobi: Nö. Natürlich bevorzuge ich ein Publikum, das gerne zuhört, einem, das nur Mist macht. Die Dynamik hat ja aber der Film schon ein Stück weit angestoßen und dann finde ich das eher spannend, zu sehen, wie die Dynamiken sind. Und das wissen die Filmemacher genauso. Die sitzen die ganze Zeit mit drin und stellen sich darauf ein. Außerdem hat Generation einfach immer ein gutes Publikum.

fGR:
Du bist ja nun schon zum dritten Mal bei Generation… oder vierten Mal?
Tobi: Zum vierten Mal. Stimmt’s, Lars?

Wie schon vor zwei Jahren dürfen wir einem Schlagabtausch von Mama (Lars) und Papa (Tobi) Zoopalast beiwohnen, die vor ein paar Tagen Dreijähriges feiern konnten. Ich würde meine Hand ins Feuer legen, dass die beiden sich aufeinander das ganze Jahr über mindestens genauso sehr freuen wie auf die Berlinale selbst.

fGR:
Wie hat sich das Generationsteam verändert und wie hast du dich darin etabliert?
Tobi: Es gibt viele Positionen, mit denen ich vor allem sehr eng zusammenarbeite, die jetzt auch seit drei/vier Jahren besetzt sind. Da merkt man schnell, dass wir uns nicht mehr so genau über Dinge austauschen müssen, weil man genau weiß, was Sache ist. Generell wechselt das Generationsteam über die Jahre ein bisschen durch, aber insgesamt ist jetzt eine große Kontinuität drin und das merkt man auch am Festival und an den Abläufen. Das ist noch smoother geworden und läuft total angenehm.

fGR: Und es ist auch kein Problem, dass du so kurzfristig anreist?
Tobi: Genau, die letzten Jahre war ich im Januar immer noch für ein Wochenende hier, um mich mit Maryanne zu treffen und zu besprechen, was wir vorhaben. Aber dieses Jahr meinte sie selbst, wir telefonieren nur kurz, erzählen uns etwas über die Filme und wissen eh, dass wir zusammen gut arbeiten. Mit dem restlichen Team ist das genau so.

fGR:
Was war denn dein Lieblingszitat aus den Publikumsfragen bisher?
Tobi: Wahrscheinlich heute… vor allem bei der Frage „wie hast du dich gefühlt, als du nackt unter der Dusche standest?“, da war mein erster Gedanke: Stehst du nicht nackt unter der Dusche?
Ich fand das richtig lustig, wie sich das hochgejazzt hat. Zuerst die Frage nach dem Kuss, dass die beiden (Hauptdarstellerinnen) so darauf reagiert haben — das hat einfach Spaß gemacht.

Die restliche Kaffeepause tauschen wir uns über das Programm und unsere Berlinalemomente aus, dann wird es auch schon wieder Zeit, sich zu verabschieden. Der nächste Film ruft!

Den Artikel aus 2015 könnt ihr übrigens hier nachlesen.

16.02.2017, Johanna Gosten

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