Schwarz-weiße Depression

Germinal Roauxs Beitrag zum diesjährigen Generations Programm kann als Kunstwerk bezeichnet werden. Der Film besteht aus starken Elementen, die jedes für sich beeindrucken, als zusammenhängendes Werk kann „Fortuna“ allerdings nicht überzeugen.

In erdrückend langen Kameraeinstellung zeigt dieser Film einen Ausschnitt aus dem Leben des Flüchtlingsmädchens Fortuna. Ihre dunkle Haut steht im Kontrast zu dem weißen Schnee, der die unendlichen scheinenden, schweizer Berge bedeckt. Fortuna fühlt sich fremd und alleine in der deprimierenden Einöde. Sie ist bei katholischen Ordensbrüdern untergekommen, aber sie ist unglücklich. Die schwarz-weiße Bildsprache des Filmes ist überragend. Mit mutiger Ruhe und in kunstvollen Bildern wird ein Bild der Traurigkeit gemalt.

Eine Träne läuft aus Fortunas Auge, Wasser tropft auf ihre nackten Füße, immer wieder starrt sie in die leere vor sich - diese Bilder sind unglaublich stark, aber die Geschichte dahinter ist seltsam verdreht. In „Fortuna“ geht es nicht nur um den Verlust des Heimatlandes und der Eltern, es geht um Religösität, Einsamkeit, Schwangerschaft, verbotener Liebe, Gewalt, Traurigkeit und viel mehr. Germinal Roauxs versucht in seinem Film eine unmenge an Themen zu Behandeln, doch dadurch versinken die tollen Elemente seines Filmes in einem Wirrwar aus Problematik und Symbolik. Die starke Poetik, die wunderschöne Kameraführung und die überzeugende Schauspielerische Darbietung von Bruno Ganz als Ordensführer, kann unter der Masse an Themen nicht so glänzen wie sie sollte.

Germinal Roaux erklärt, dass er mit Hilfe der schwarz-weiß Bilder eine Distanz zwischen Publikum und Film schaffen will. Diese Schwarz-weiß Bilder sind Teil seiner Handschrift und wunderschön, doch in Verbindung mit der anhaltenden Traurigkeit und der melancholischen Streichmusik erreicht der Film eine schwere, die kaum mehr auszuhalten ist.
Ich lese grade ein Buch von dem Bekannten Theaterschreiber Alan Ayckbourn in dem er sagt „Jede Tragöde braucht Elemente einer Komodie um zu wirken“, das ist es vielleicht was „Fortuna“ fehlt. Die ganze Stimmung ist von Anfang bis Ende so bedrückend, dass man als Publikum irgendwann einfach aussteigt.


Es fällt nicht leicht diesen Film so stark zu kritisieren, denn die Bildsprache des Filmes ist ein echtes Kunstwerk und die Problematik hoch aktuell, dennoch funktioniert der Film als Gesammtwerk leider nicht.
20.02.18, Liv Thastum

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